Und welche ist die Richtige für mich und mein Baby?
02:30h. Nachts. Ich. Mein kleines Mädchen ist 6 Wochen alt und weckt mich. Das zweite Mal diese Nacht schon. Ich bin schlaftrunken und völlig übermüdet. Ich setzte mich auf, lege sie in meinen Arm und stille sie. Währenddessen schlafe ich immer wieder selbst ein. Zwinge mich aber wach zu bleiben, weil ich ja nicht will, dass sie von meinem Arm runterkullert. Außerdem muss ich ja noch schauen, ob die Windel voll ist und sie wickeln. Und noch während ich das denke, schlafe ich wieder ein. Also stehe ich auf und gehe ins andere Zimmer, um mich durch das Bewegen wach zu halten.
02:30h. Nachts. Einige Wochen später. Auch ich. Mein Mädchen wird wach, im Halbschlaf, liegend hebe ich sie neben mir aus dem Beistellbett, schiebe mein T-Shirt hoch, lege sie in meine Armbeuge und sie trinkt. Ich schlafe schon wieder ein, da ist sie noch nicht richtig „angedockt“. Sie schläft ein, nachdem sie fertig ist mit trinken.
Warum schreibe ich dir das? Weil ich es als Mama vor knapp 5 Jahren einfach nicht besser wusste. Ich war total verunsichert von dem, was man so im Laufe seines Lebens übers das Stillen und die Nächte mit Kind hört. Über die „Gefahren“ beim Stillen im Liegen und in der Nacht. Und über das, was die Krankenschwestern mir noch als Ratschläge mit auf den Weg gegeben haben. Hätte ich inzwischen ein zweites Kind bekommen, glaub mir, ich würde in diesem Punkt einiges anderes machen. Wie viele Nächte in den ersten Wochen habe ich mich förmlich wach „gequält“. Weil ich dachte, dass man es nun mal so macht. Das alles andere nicht richtig oder zu gefährlich ist.
Natürlich, es gibt ein paar Dinge, die man beim Stillen – besonders beim Co-Sleeping (dem Schlafen mit dem Baby im eigenen Bett) unbedingt beachten muss. Aber meiner Meinung nach, ist diese Art, sein Baby nachts zu Stillen, die Natürlichste der Welt. Aber was solltest du eigentlich beachten? Also nicht nur nachts, sondern auch tagsüber? Und welche Möglichkeiten des Stillens gibt es eigentlich?
Was sind eigentlich die Sillpositionen, die die meisten Mamas nutzen?
Der Klassiker ist das Stillen im Sitzen. Ihr sitzt aufrecht und legt euer Baby in die Armbeuge oder mit Hilfe/Unterstützung eines Stillkissens.
Im Liegen gibt es zwei Positionen: Einmal liegst du auf Seite und dein Baby ebenfalls zu dir gedreht, Bäuchlein an Bäuchlein sozusagen. Und dein Baby trinkt aus der unteren Brust. Am Anfang habe ich mir noch die „Arbeit“ gemacht und meine Tochter einmal rüber gehoben, auf die andere Seite, die die Brust zu wechseln, wenn sie leer getrunken war. Aber das könnt ihr euch beiden ersparen, indem du dich einfach etwas mehr nach vor rüber beugst und deinem Baby die obere Brust gibst. Mit den Beinen kann man sich ganz gut stabilisieren uns die Balance ausgleichen.
Ehrlich gesagt, finde ich diese zuletzt beschriebene Position sogar viel bequemer, als die untere Brust zu geben, da man bei der unteren Brust oft etwas mehr auf dem Rücken liegen muss, damit es vom „Winkel“ her besser passt. Das ist dann – je nachdem wie lange und gemütlich dein Baby trinkt – auf Dauer schonmal anstrengend, lange in dieser Position zu bleiben. Aber das ist natürlich auch von der Größe der Brust der Frau abhängig.
Und dann gibt es noch die Zweite, die (leider) noch wenig verbreitete Stillposition im Liegen:
Was ist eigentlich das „Laid Back Stillen“ oder das Intuitive Stillen?
Laid Back bedeutet wörtlich übersetzt: zurückgelegt. Und genau das ist auch damit gemeint: Du liegst auf dem Rücken und dein Baby liegt bäuchlings auf dir. Das ist eine sehr körpernahe, intime und wunderschöne Position, die auch auf der großen Kontaktfläche einen wunderbaren Beitrag zur Mama-Kind-Bindung trägt! Du fragst dich vielleicht jetzt, warum diese Position auch „Intuitives Stillen“ genannt wird?
Das liegt daran, dass das Baby ganz natürlich, als intuitiv, deine Brustwarze suchen wird und sich ganz automatisch quasi in die richtige Position „robbt“, um an deine super gut riechende Milch zu kommen. In einigen Krankenhäusern legt deine Hebamme dir vielleicht sogar schon direkt nach der Geburt dein Baby in diese Lage und du wirst sehen, dass sogar das ganz „frisch geschlüpfte“ Baby ganz natürlich den Weg zur Brust sucht und findet. Klar, unmittelbar nach der Geburt ist dein Baby genauso erschöpft wie du. Daher sollten geschulte Hände oder am besten die Mama-Hände hier unterstützend „unter die Arme“ greifen.
Aber nach ein paar Tagen oder wenigen Wochen wirst du sehen, dass dein kleines Mädchen oder dein kleiner Junge den Weg sehr gut selbst meistert und sich alles so zurecht rückt, wie es für euch beide am besten ist. Wichtig ist hier aber, dass du – im Gegensatz zur Seitenlage – in dieser Position nicht einschlafen solltest. Warum? Weil dein Baby in der Bauchlage liegt und diese ja bekanntermaßen ein gewisses Risiko für den plötzlichen Kindstod aufweist. Daher: Genießen, aber nicht einschlafen. Das gilt für dich, nicht für dein Baby.
Wie und wo kann ich sonst noch Stillen?
Schnee. Das Haus noch einen guten Kilometer entfernt. Ich mit Hund und Kinderwagen auf dem Feld unterwegs. Meine Kleine hat Hunger und kann nicht mehr warten. In den ersten Tagen nach der Geburt und zu Hause im sicheren Hafen, wäre es für mich noch absolut undenkbar und unmöglich gewesen, mein Kind einfach aus dem Kinderwagen zu holen, in einen Dicken Schal einzuwickeln, mich auf den umgefallenen Baumstamm zu setzten und das Schneetreiben zu beobachten, während meine Kleine, eingemummelt in den Dicken Schal und gut geschützt von meiner dicken Dauen Jacke, selig trinkt. Es wäre für mich eine absolute Stresssituation gewesen. Was mache ich jetzt? Renne ich so schnell es geht nach Hause, damit ich sie in den eigenen vier Wänden in Ruhe stillen kann?
Vermutlich hätte ich noch in den ersten zwei, drei Wochen genau das getan: So schnell wie möglich ab nach Hause. Aber genauso, wie ich selbstsicherer geworden bin, was die nächtlichen Still- und Wickelaktionen anging, so bin ich auch im Laufe der ersten Monate als Mama selbstsicherer geworden, was das Stillen unterwegs, draußen in der Natur, unter Menschen, im Café oder bei Feiern und Partys angeht. Irgendwann nämlich habe ich gelernt, auf mich und meine Instinkte zu vertrauen.
So habe ich z. B. den Kinderwagen beim Spaziergang mit unserem Hund weggelassen und sie fast nur noch in der Trage mitgenommen. Und genau dort auch beim Laufen gestillt, wenn sie hungrig war. Ja, denn auch das ist möglich, dein Baby in der Trage zu stillen. Beim Gehen. Oder beim Putzen in der Wohnung oder beim Kochen. Wenn man die Naturvölker beobachtet und sich durchließt, wie unsere Vorfahren es gemacht haben, dann war Stillen beim Gehen in der Trageposition im wahrsten Sinne „Gang“ und Gäbe.
Es gibt zwar leider immer noch Menschen, die das Stillen in der Öffentlichkeit als „anstoßend“ empfinden. Aber ich bin der gleichen Meinung wie meine Hebamme, die mir direkt zu Anfang gesagt hat: „Jedes Baby hat das Recht auf Nahrung. Überall und zu jeder Zeit.“ Und wer damit nicht klar kommt, soll eben weggucken. Ich habe dazu einen Blogbeitrag geschrieben, auf den ich hier verlinke. Wenn du magst, kannst du ihn dir gern durchlesen, falls dich das Thema interessiert. https://www.lalizou.de/blog/stillen-in-der-oeffentlichkeit
Worauf muss ich denn nun wirklich achten, um Risiken beim Stillen auszuschließen?
Tagsüber, wenn du wach bist und dein Baby immer im Blick hast, dann gibt es eigentlich nicht viel zu beachten: Baby anlegen, trinken lassen und die Ruhe genießen. Es heißt ja nicht umsonst „STILLen“. Nachts sieht es da schon etwas anders aus. Warum raten viele davon ab, sein Baby nachts im eigenen Familienbett schlafen zu lassen, das so genannte Co-Sleeping zu praktizieren?
Weil es tatsächlich nicht ganz ohne Risiken ist, sein Baby mit im eigenen Bett schlafen zu lassen. Die Gefahr der Überhitzung, des „Drüberrollens“ oder der Erstickungsgefahr durch Decken oder Kopfkissen ist auf jeden Fall nicht zu unterschätzen. Daher solltest du unbedingt einige Sicherheitsaspekte beachten: Wenn du dein Baby nachts anlegst und ihr beide weiterschlafen wollt, dann leg dein Baby unbedingt in ein sicheres Babynest. Gute Babynester sind so konzipiert, dass du dich dazu/daneben legen kannst und dein Baby im Liegen stillen kannst. Dein Baby aber, durch die Umrandung des Nestchens, sicher liegt.
Meist dreht sich dein Baby dann, nachdem es sich satt getrunken hat, ganz automatisch auf den Rücken, da es durch die Umrandung des Nestchens sowieso nicht viel „Spielraum“ hat. Dies ist ein weiterer Sicherheitsaspekt. Du solltest aber zur Sicherheit, bevor du in den Tiefschlaf fällst, nochmal überprüfen, ob dein Baby wirklich in Rückenlage liegt. Im Babynest sollten keine Decken, Stofftiere oder sonstiges liegen. Am besten trägt dein Baby nur einen passenden Schlafsack. Oder im Sommer einen leichten Body.
Was das Stillen in der Babytrage angeht, gilt ähnliches: Hierbei kann man auch einiges falsch machen, wenn man sein Baby z. B. „einklemmt“ oder in die falsche Position rückt. Das kann zu Rückenverspannungen oder Fehlstellungen bei deinem Baby führen. Daher ist es in dem Fall gut, sich den Rat bei deiner Hebamme zu holen. In der Regel kennen die sich super aus. Alternativ könnt ihr auch im Internet nach einer Trageberatung für Babys suchen. Es gibt Hebammen oder Krankenschwestern, die sich darauf spezialisiert haben.
Was ist, wenn es nicht richtig klappt, wenn es „Startprobleme“ gibt?
Generell noch ein paar Abschlußworte zu dem Thema: Stillen ist das Natürlichste auf der Welt. Aber jede Frau kann und sollte für sich entscheiden, ob es ihr Weg ist oder nicht. Letztendlich funktioniert es auch nur dann, wenn du dich dabei wohlfühlst und es deine Überzeugung ist. Wenn du innerlich eigentlich nicht damit glücklich bist, dann wird es vermutlich auch nicht richtig klappen.
Manchmal benötigt es auch etwas „Starthilfe“, nicht sofort sind Mama und Baby direkt ein eingespieltes Still-Team. Vielleicht produziert dein Köper zu wenig oder auch zu viel Milch. Es gibt viele Möglichkeiten für „Stolpersteine“. Aber auch viele Tipps und Hilfestellungen bei tollen Hebammen, Krankenschwestern oder Ärzten. Manchmal hilft auch schon ein kleiner Tipp deiner Freundin, Mama oder Tante.
Wichtig ist, dass du es willst und glücklich mit dir und dem Stillen bist. Wenn das der Fall ist, dann wirst du – sofern keine körperlichen oder medizinischen Gründe dagegen sprechen – eine tolle Stillbeziehung mit deinem Baby haben.
Die beste Stillposition ist übrigens die, in der du dich am meisten wohlfühlst. Denn glückliche Mama = glückliches Baby!
Viele liebe Grüsse schickt dir Virginia von Lalizou