Wie sehr beeinflussen Kinder unser Leben
Die Influencer Mamas der heutigen Zeit zeigen uns, wie wunderschön die Welt mit einem oder zwei, vielleicht sogar gleich drei Kindern aussehen kann. Aber ist das wirklich neu? Haben uns nicht auch schon das Fernsehen und die gute alte Plakatwerbung harmonische Familien gezeigt? Was das Internet für uns Millennials ist, das war für unsere Mütter und Väter die Fernsehwerbung. Es hat sich also gar nicht so viel verändert, nur dass heutzutage jede Familie ihre Kinder ablichten und im Internet präsentieren kann. Wir suchen uns die sympathischsten unter ihnen heraus und lassen uns auf angenehme Art und Weise ein wunderschönes Leben mit Kindern demonstrieren. Wie aber sieht die Realität aus?
Die heile Familienwelt
Influencer kommt aus dem englischen „to influence“, beeinflussen. Man integriert diese Worte, ohne zu wissen was sie wirklich bedeuten, obwohl wir der englischen Sprache ja durchaus mächtig sind. Sehen wir den Feed und die Stories auf Instagram aber mit anderen Augen, wenn wir verstehen, dass sie uns beeinflussen können? Um ehrlich zu sein, wollen wir das doch gar nicht wissen. Es hat etwas Entspannendes, wenn ich nach einem anstrengenden Tag mit meinen Kindern abends endlich neben meinem Mann im Bett liege und die neusten Beiträge meiner Favoriten anschaue. Wie oft erwische ich mich dabei, dass ich bei Babyvideos lächle, oder vor Entzückung ein warmes Gefühl in meiner Magengegend verspüre. Babys und ihre Interaktion mit der Umwelt sind einfach süß und dagegen können sich nicht einmal die Männer wehren. Zwar reagiert mein Mann durchaus mal genervt, wenn ich ihm das IGTV Video zeige, auf dem schon wieder ein Baby über den Teppich auf die Kamera zu krabbelt. Aber spätestens wenn er den kleinen Menschen lachen sieht, huscht auch ein Lächeln über sein Gesicht.
Der Kinderwunsch
Nun sind wir ja schon stolze Eltern zweier Kinder. Was aber machen die Paare unter euch, die einen Kinderwunsch in sich verspüren? Die schauen früher oder später auf den sozialen Netzwerken vielleicht sogar die Videos, Stories und Bilder von Lalizou und das steigert den Wunsch, das Lächeln des eigenen Kindes sehen zu können ins Unermessliche. Viele von euch haben im Bekanntenkreis vielleicht sogar schon einmal auf Kinder aufpassen dürfen und sind sich sicher, dass so ein süßes Baby das Leben nur bereichern kann. Die Freude ist also riesig, wenn der Schwangerschaftstest positiv ist. Ich kann mich selbst noch genau an diesen Moment erinnern und auch daran, wie ich es meinen Mann gesagt habe. Wir lagen uns in den Armen und hatten Tränen in den Augen. Natürlich sieht man auch überall die erhobenen Zeigefinger der Großeltern. Ich weiß noch sehr genau, wie meine Mama nach all den Glückwünschen gesagt hat, dass ein Kind das Leben auf den Kopf stellt.
Nehmen wir diese Warnungen und Ratschläge wirklich ernst?
Nein, natürlich nicht. Der Traum vom eigenen Kind, die Hormone und die Freude über die bevorstehende Schwangerschaft überlagern all die Warnungen, die uns viel zu nüchtern und mit dem Verstand erdacht scheinen. Wir beschäftigen uns vieeeeel lieber wieder mit den Instagram Stories, die uns eine Familienharmonie zeigen. Wir sind schon bald stolz auf unseren Bauch, präsentieren ihn vielleicht sogar schon selbst bei Instagram und Facebook, weil wir ja schon bald eigene Bilder vom eigenen lachenden Baby posten können. Wir richten ein Zimmer ein, stecken mit unsere unermüdlichen Glücklichkeit unsere Mama an, die bald ebenso dem Nestbau verfällt wie wir selbst. Da kann nicht einmal die Übelkeit, die Hämorriden oder der Scheidenpilz etwas dran ändern.
Wusstet ihr, dass sehr viele Schwangere am Scheidenpilz erkranken? Vielleicht nur ganz kurz einen Ausflug zu diesem Thema. Der Pilz schadet in keinem Fall eurem Kind! Man kann ihn normal behandeln, denn auch die äußerlich eingesetzten Medikamente haben auf das Kind keine Auswirkungen. Trotzdem ist es ganz schön lästig.
Die Geburt. Das Leben stellt sich auf den Kopf.
Wer sein Kind auf natürlichem Weg bekommt, der weiß was Schmerzen sind. Mittlerweile gibt es Simulationen für Männer, die auch einmal in den Genuss kommen wollen. Meinen Mann konnte ich dafür aber noch nie begeistern, er wird wissen warum und ich weiß es auch. Es ist die Hölle, durch die wir Mütter gehen müssen, aber wir werden belohnt mit unserem eigenen Kind. Die Geburt eines Babys ist der Sinn des Lebens. So viele Menschen streben nach Geld, Macht und Einfluss. Geht es aber im Leben nicht nur um Liebe und die Familie? In dem Moment, in dem dieser kleine Winzling auf meinem Bauch lag und damit anfing, sich völlig unbedarft in die Richtung meiner Brust zu bewegen, da kamen mir die Tränen, die mich all die Schmerzen schnell vergessen ließen.
Die ersten Wochen
Wusste ihr, dass Babys in den ersten sechs Wochen gar nicht lachen? Da kann man schon mal ein wenig enttäuscht sein, wenn man bemerkt, dass das eigene Kind schreit, gestillt werden will und manchmal sogar schläft, auch ohne die Brustwarze im Mund zu haben, die vom vielen Stillen schon ganz entzündet ist. Dass das Baby aber ohne die Nähe der Mutter zu spüren schläft, kommt in den seltensten Fällen vor. Daraus resultiert, dass wir selbst kaum Schlaf bekommen. Noch nie wurde mir bewusst, wie oft man sich im Bett hin und her dreht. Damit ist jetzt Schluss. Schon allein aus Angst, sich auf das Kind zu drehen und es zu zerdrücken, schläft man nicht tief. Hinzu kommt, dass man in den ersten Wochen ständig stillt und man liegt sich sprichwörtlich auf einer Seite Wund. Das alles wäre vielleicht nicht einmal so schlimm, wenn man nicht bemerken würde, dass der Vater von all dem gar nichts mitbekommt. Mein eigener Mann schläft so tief und fest, dass er nicht einmal von dem Gebrüll wach wurde, was zwischen uns zu einigen Streits geführt hat. Zeit für sich hat man ohnehin nicht mehr und so bleibt fast nur noch die Konfrontation als Zeichen der sozialen Interaktion zwischen den Eltern.
Lachende Babys
Nach sechs Wochen aber ist es soweit. Das Baby lacht und wenn ihr Glück habt, dann lacht es euch beide, Mama und Papa genau in dem Moment an, wenn ihr euch gemeinsam darüber beugt. Natürlich habt ihr zu diesem Zeitpunkt keine Smartphone Kamera zur Hand, um es für all eure Instagram Follower festzuhalten, denen ihr täglich Bilder zeigt, aber das ist nicht schlimm. Es lacht nur für euch und es ist auch schön, wenn es kein anderer zu sehen bekommt. Wie bei der Geburt seid ihr die letzten Wochen durch die Hölle gegangen, aber der Augenblick, in dem euch euer Baby anlacht, macht euch klar, dass das der Sinn des Lebens ist und das es gute Gründe hat, warum genau diese Bilder auf Instagram gepostet werden. Es sind jene Momente, die einen für den ganzen Stress entschädigen. Mag sich euer Leben tatsächlich auf dem Kopf gestellt haben, mag sich euer Alltag zu 100% um das Kind drehen und davon sind mindestens 95% furchtbar anstrengend, aber dieses Lachen, die erste Drehung, die ersten Krabbelversuche, die ersten Schritte, eben all das, was wir auf Instagram mitverfolgen zeigt uns deutlich: Ja, wir haben Freude an unseren Kindern.
Marie von Lalizou